Auch im Jazz, wo doch so Vieles im Moment entsteht, gibt es Dinge, die reifen müssen. Der Münchner Pianist und Komponist Andy Lutter ist ein Spezialist für die beharrliche, ja perfektionistische Entwicklung von Projekten, bis sie in der richtigen Blüte und im richtigen Kontext stehen. Sein neues Album freilich hat selbst für ihn eine ungewöhnlich lange Vorgeschichte. Was damit zusammenhängt, dass diese CD die Quintessenz der Freundschaft Lutters zu zwei herausragenden Persönlichkeiten des Jazz ist: „Café Paranoia” bringt Lutters pianistisches Talent und die vielleicht nachhaltigsten seiner Kompositionen mit dem literarischen Genius des legendären, 82-jährig verstorbenen amerikanischen Sängers und Song-Autoren Mark Murphy und mit der einzigartigen Stimme der britischen Sängerin Tina May zusammen. Eine jahrzehntelange Dreiecksgeschichte über Generationen und Kontinente hinweg, die nun in einer zeitlos modernen Hommage an den klassischen Vokaljazz und an die Musik der Bebop-Hipster aus den späten Sechziger Jahren mündet.